SUSPEKT – Landschaft der Verbrechen ist ein interaktives, digitales Erlebnis, das das verborgene Netz nationalsozialistischer Gewaltorte sichtbar macht. In Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald, der Friedenstein Stiftung Gotha und den Arolsen Archives eröffnet das Projekt neue Wege digitaler Erinnerungskultur – tiefgründig, visuell eindrucksvoll und erschütternd aktuell.
Nutzer:innen entdecken Orte, die auf keiner touristischen Landkarte verzeichnet sind – Außenlager, Deportationsrouten, Gestapo-Zellen, Orte der Zwangsarbeit. Die „Landschaft der Verbrechen“ wird als digitales Netz erfahrbar gemacht.
Originaldokumente aus den Arolsen Archives sowie weiteren historischen Quellen bilden das Fundament von SUSPEKT – Landschaft der Verbrechen. Transportlisten, Karteikarten, Korrespondenzen, Fotos und Lagerpläne belegen die systematische Organisation der NS-Verbrechen. Diese Quellen sind im Projekt nicht nur Beiwerk, sondern zentrales Erkenntnismedium: Sie machen sichtbar, wie exakt, bürokratisch und gleichzeitig menschenverachtend das nationalsozialistische System agierte. Jede Karteikarte steht für ein Einzelschicksal – das in seiner erdrückenden Anzahl greifbar wird.
Im Zentrum stehen die Stimmen der Opfer – nicht die der Täter. Überlebendenberichte, Briefe, Aussagen aus Nachkriegsprozessen und persönliche Erinnerungen fügen sich in das digitale Terrain ein. Zitate sind kontextualisiert, subtil platziert und lassen Raum für eigene Gedanken. Die Erzählweise verzichtet bewusst auf emotionale Dramatisierung und rückt stattdessen die Klarheit und Würde der Aussagen in den Vordergrund. Ziel ist nicht Betroffenheit um ihrer selbst willen, sondern ein echtes Verständnis der historischen Gewaltverhältnisse.
Das Projekt nutzt spielerische Elemente nicht zur Unterhaltung, sondern als Mittel zur aktiven Auseinandersetzung. In einer geführten Spurensuche begegnen Nutzer*innen Aufgaben, Fragen und Entscheidungen, die zur Reflexion anregen: Welche Dokumente gehören zusammen? Welcher Ort war mit welchem Verbrechen verknüpft? Symbolische Handlungen und interaktive Module ermöglichen eine forschende Annäherung an komplexe Zusammenhänge – inspiriert von Prinzipien des Serious Gaming, jedoch ohne jede Verspieltheit.
SUSPEKT ist nahtlos in die Bildungsplattform der Arolsen Archives eingebunden und erweitert diese um ein modulares, interaktives Format. Über eine technische Schnittstelle (API) ist das Modul direkt mit der Hauptplattform verbunden: Inhalte, Nutzer*innen-Aktionen und Lernfortschritte lassen sich synchronisieren. So kann SUSPEKT nicht nur als eigenständiges digitales Erlebnis genutzt werden, sondern auch als Bestandteil einer umfassenderen Lernumgebung – für den Schulunterricht, die politische Bildung oder die Arbeit in Gedenkstätten.