Kein Raum für Rechts

Virtuelle Lernwelt

About

Eine Online-Aufklärungskampagne in der man interaktiv das Zimmer eines Neonazis besichtigen und erkunden kann. Mit einem Klick auf markierte Stellen erhält der User erklärende Texte, Videos, hat die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder muss Aufgaben erfüllen, um zusätzliche Inhalte (in der Waffenkiste) freizuschalten.
Diese spielerische Herangehensweise ist jedoch keinesfalls verharmlosend gelöst. Im Gegenteil. Gefährdete Jugendliche (und alle anderen User) erhalten einen journalistisch fundierten, realen Einblick in ein Neonazi-Zimmer.

Wer

ARUG
Zentrum für Demokratische Bildung
BAFF Filmproduktion

Was

Interaktive Lernwelt
E-Learning Tool
Website
Aufklärungskampagne
Edutainment
Infotainment

WIR

Foto- und Filmproduktion
UI/UX Design
Postproduktion
Entwicklung
Programmierung

AUSZEICHNUNGEN

AWWWARDS - Honorable Mention
CIVIS Medienpreis für Integration und kulturelle Vielfalt in Europa
CSS Design Award - Special Kudos
Das Jahr der Werbung - Megaphon in Bronze
Deutscher Digital Award - Shortlist
German Design Award - Nominee
FWA of the Day - Mobile
Nannen Preis Shortlist

Nicht angenommene Auszeichnungen

Alternativer Medienpreis
Warum?
Erfolgreich

Besonders auffällig ist die extrem hohe durchschnittliche Aufenthaltsdauer der User, was an den vielen interaktiven Möglichkeiten, den zu erlernenden Inhalten, der Vielzahl an Interviews und Expertenaussagen sowie den zu suchenden „Nazi-Souvenirs“, die das Öffnen des „Geheimverstecks“ ermöglichen, liegt. Auch wurde dieses Projekt besonders viel im Netz und in Social Media geteilt, verbreitet und diskutiert.

Interaktives Aufklärungs­projekt

Auf den ersten Blick sieht es aus wie das Zimmer eines gewöhnlichen Jugendlichen. Erst auf den zweiten Blick wird Besucherinnen und Besuchern klar, wo sie gelandet sind: mitten im Zimmer eines Neonazis. Das interaktive und online frei zugängliche Projekt „Kein Raum für Rechts!" macht es möglich, virtuell in die Welt rechtsextremer Menschen einzutreten und rechtsextreme Symbolik wahrzunehmen, zu erkennen und zu deuten. Das dient als Basis, um sich gegen Rechtsextremismus abzugrenzen, zu intervenieren und sich für die Demokratie einsetzen zu können.

„Bei rechtsextrem Gesinnten herrscht die menschenverachtende Auffassung, dass Andersaussehenden, Andersgläubigen oder Andersdenkenden weniger Rechte zustehen. Unmenschlich ist allein schon, dass für sie die Zugehö­rigkeit zu einer Ethnie, Nation oder Religion über den Wert eines Menschen entscheidet. In einem demokratischen Staat ist deshalb die Bekämpfung und Prävention des Rechtsextremismus eine der Kernaufgaben", sagt Niedersachsens Sozialministerin Cornelia Rundt. Um Analysen und Handlungsempfehlungen im Hinblick auf Rechtsextreme entwickeln zu können, müsse das Phänomen zunächst wahrgenommen und als problematisch bewertet werden, damit Menschen nicht schleichend in die rechtsextreme Szene hinein rutschen, so Rundt. „Mindestens genauso wichtig wie Aussteigerprogramme sind Präventions- und Aufklärungsprogramme, in denen das Demokratieverständnis gestärkt wird. Dazu zählt auch das interaktive Zimmer", betont Ministerin Rundt.

Die Zielgruppe von Kein-Raum-für-Rechts.de ist auch die größte Zielgruppe der Neonazis selbst: junge Menschen. Die Website mit videospielähnlichem Charakter ist auf Jugendliche zugeschnitten: interaktiv, multimedial und für das Smartphone optimiert. Die User können selbst Fragen zum Thema stellen, jede Menge Fotos und Filme schauen, rechte Musik erkennen lernen und weiterführende Texte lesen. „Wir erreichen die Jugendlichen da, wo sie mit rechter Hetze in Kontakt kommen: Online und meist direkt über das Smartphone", unterstreicht Ministerin Rundt.

Das Zimmer umfasst 20 Quadratmeter mit echten Nazi-Fanartikeln: Hakenkreuzfahne, Rechtsrock-CDs, Klamotten, Buttons und Bücher. „Alles in dem Zimmer ist echt. Außer den Waffen natürlich", sagt der Projektleiter Reinhard Koch vom Zentrum Demokratische Bildung (ARUG/ZDB). „Die User können sich selbst durch das interaktive Zimmer klicken und so direkt erfahren, wie Neonazis und Rechtsextreme in den eigenen vier Wänden leben." Für die Inhalte des Neonazi-Zimmers ist die renommierte Buchautorin und Journalistin Andrea Röpke verantwortlich. „Um das Neonazi-Zimmer möglichst realitätsnah einzurichten, haben wir Informationen über polizeiliche Hausdurchsuchungen bei Neonazis zusammengetragen", sagt Röpke. Seit über einem Jahrzehnt dokumentiert sie zusammen mit einem kleinen Team Neonazi-Demonstrationen, beobachtet geheime Treffen und spricht mit Aussteigerinnen und Aussteigern der Neonazi-Szene. „Die wichtigsten Fragen bei dem Projekt waren: Wie sehen die Räume von Nazis aus? Wie leben Nazis privat?" Als Vorlage dienten auch die Jugendzimmer der Mitglieder des sogenannten NSU. Das interaktive Zimmer ist im Rahmen des vom Niedersächsischen Sozialministerium geförderten Projekts „Frauen im Rechtsextremismus" entstanden und hat neben den Jugendlichen auch Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Jugendarbeit, im Sport, in der Schule sowie die Gleichstellungsbeauftragten und Beraterinnen bzw. Berater der Familienberatung als weitere Zielgruppen.